Alternative zu Google & iCloud für Mail, Kontakte und Kalender

Posteo iPhone Setup

Vor einiger Zeit habe ich mit dem 2013 Projekt 2013 - Weniger Google-Dienste ja begonnen alle oder die meisten möglichen Dienste die ich bei Google & Co nutze umzuziehen auf Dienste die meine Daten vertraulich behandeln und damit kein Geld verdienen. Es sind schließlich meine Daten, Kontakte und E-Mails.

Nun ist mir aufgefallen, dass ich zu Kontakten und Kalendern bereits etwas geschrieben hatte, zum Thema E-Mails allerdings noch nicht. Hiermit möchte ich dies noch nachholen und kurz darüber berichten. Außerdem hat sich zum Thema iCloud etwas getan, was in alten Artikeln von mir ja noch favorisiert wurde.

Gerade die GoogleMail-Adresse besitzt man meist schon ein paar Jahre und hat sich dazu bei allerlei Diensten mit dieser registriert. Es ist also nicht einfach, mal eben alle Dienste, Anmeldungen auf Webseiten und Kontaktdaten mit einer neuen E-Mail-Adresse zu versorgen. Wenn man von Haus aus eine eigenen Domain verwendet ist das natürlich deutlich einfacher, das ist aber bei mir nicht der Fall und bei vielen anderen auch nicht.

Obwohl ich ein paar Domains besitze, habe ich mich auch dieses Mal dagegen entschieden meine privaten Mails an eine der Domains zu binden. Die Entscheidung muss jeder selbst treffen, für Dienste und Kontakte für die ich bisher die Gmail Adresse verwendet habe, war es mir aber nicht wichtig eine E-Mail Adresse mit einer eigenen Domain zu nutzen.

iCloud? Da war doch was?

In meinen bisherigen Beiträgen zu diesem Thema habe ich immer den Weg zu iCloud von Apple beschrieben, ganz einfach weil ich das in 2013 auch so gemacht habe. Da ich Kontakte und Kalender aber nur eingeschränkt in einer nicht Apple-Umgebung nutzen kann, musste eine Alternative her.
Meine Auswahl fiel auf den kleinen aber feinen deutschen (Thema Datenschutz!) Anbieter Posteo mit Sitz in Berlin. Datenschutz und Nachhaltigkeit finden dort große Beachtung und ab 1€ pro Monat auch wirklich sehr fair. Am Ende des Beitrags werde ich noch weitere Alternativen nennen die man sich einmal anschauen kann.

Ich würde auch weiterhin noch iCloud den Vorzug vor Google geben, ganz einfach weil ich hier Apple mehr vertraue mit meinen Daten kein Geld zu verdienen. Wenn ich aber die Möglichkeit habe mich von beiden Diensten zu “trennen” und einen kleinen Anbieter zu unterstützen der sein Geld nicht durch Werbung verdient und der Wert auf Datenschutz legt, dann nutze ich diesen.

Schritt 1: Sammeln und Auswerten

Ich habe also angefangen mein GoogleMail Postfach zu durchsuchen und dabei die letzten 12 Monate begutachtet. Dazu habe ich im Schnelldurchlauf alle E-Mails nach Absender angesehen und bewertet. Danach habe ich mich bei den entsprechenden Diensten eingeloggt und meine E-Mail Adresse geändert. In 95% der Fälle ging das auch gut und nur bei wenigen Ausnahmen war eine E-Mail an den Support notwendig um den Umzug zu vollziehen.
Man sieht also, es gibt immer noch Anbieter die gehen davon aus, das eine Adresse sich so schnell nicht ändert und es wird im Web-Interface überhaupt nicht angeboten.
Im Zuge dessen habe ich die Chance genutzt und mich von Newslettern abgemeldet die ich bisher einfach Mangels Interesse gelöscht oder archiviert hatte.

Schritt 2: Kontakte informieren

Diesen Schritt kann man auch direkt am Anfang machen, die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle.

Einige Mail Programme unterstützen das sogenannte “reply-to”, bei dem der Empfänger eine andere Antwort-Adresse erhält. Thunderbird kann das zum Beispiel. Dort trägt man die neue E-Mail Adresse ein und schon empfängt man bei einer Konversation auf die dort angegebene Adresse, der Empfänger bekommt das unter Umständen überhaupt nicht mal mit. Informieren sollten man diesen aber trotzdem.
Ich bin allerdings überrascht, dass scheinbar auch Apples Mail.app das “reply-to” nicht unterstützt, zumindest habe ich es in den Einstellungen nirgends gefunden.
Meine favorisierte Mail Applikation Airmail am Mac (AppStore Link) kann das leider noch nicht. Der Airmail Entwickler hat mir aber mitgeteilt das dies geplant ist. Vielleicht lohnt ein Blick in die Konten-Einstellungen des benutzten E-Mail Programms, dass erleichtert den Umzug auch ein wenig.

Für Kontakte mit denen man regelmäßig schreibt habe ich eine kurze Info via E-Mail von der neuen Adresse verfasst, mit der Bitte doch meine Kontaktdaten zu aktualisieren.
Dies variiert natürlich bei jedem, bei mir war es aber eine durchaus überschaubare Anzahl, so dass ich eine Mail mit den Kontakten im BCC-Feld geschickt habe, ich möchte ja nicht das unbedingt alle Empfänger auch die E-Mail Adresse der anderen sehen oder kennen – Thema Datenschutz!

Schritt 3: Umleiten & Markieren

Obwohl mit den ersten beiden Schritten bereits (bei mir) das meiste umgestellt war, wollte ich natürlich sicher gehen und irgendetwas übersieht man ja bekanntlich immer. Also habe ich in Google Mail eine direkte Weiterleitung an meine neue Adresse (Geht in den Einstellungen) eingerichtet. Damit werden keine Mails mehr bei Google gespeichert, sondern direkt an die angegebenen E-Mail weitergeleitet.
Im Anschluss habe ich dann eine Filter-Regel bei Posteo erstellt (das kann wahlweise auch im Mail-Client erfolgen) welche mir alle Mails an meine GMail Adresse markiert. Damit habe ich dann im Client direkt einen Überblick welche Kontakte, Dienste oder Newsletter ich in Schritt 1 & 2 vergessen habe und kann mich nach und nach darum kümmern.

Schritt 4: Alte Mails umziehen

Dazu habe ich dann doch zur Apple Mail App gegriffen, da diese das nämlich sehr gut unterstützt und auch die Zeitstempel der Original E-Mails beibehält.

Da ich den Umzug bereits Anfang 2014 gemacht habe, habe ich einfach alle Mails von 2012 & 2013 markiert (Intelligenter Such-Ordner macht’s möglich!) und diese über E-Mail -> Bewegen verschoben. Das dauert dann ein wenig, je nach Anzahl der Mails auch Stunden!

Ich gebe keine Garantie dafür, dass das Verschieben bei jedem zuverlässig funktioniert und kann nur von mir selbst sprechen. Bei mir wurden alle Mails verschoben und der Zeitstempel wurde ebenfalls beibehalten, was ja nicht ganz unwichtig ist. Am besten am Anfang einfach mit ein paar einzelnen Mails probieren und gegebenenfalls eine alternative Methode suchen.
Wie die Unterstützung in anderen Mail-Clients (Thunderbird & Co) aussieht weiss ich nicht, das muss jeder selbst probieren.

Anschließend habe ich den Umzug gleich mal zum Anlass genommen und alle E-Mails von vor 2012 in ein MBOX exportiert. Damit bleiben sie auf dem Mac und ich habe die Möglichkeit diese mit Spotlight zu durchsuchen und bei Bedarf wieder darauf zuzugreifen. Auch das muss jeder selbst entscheiden, aber 3 Jahre alte Mails habe ich in den letzten Jahren selten bis gar nicht benötigt.
Nach dem Export, dann das löschen und leeren des Papierkorbs bei Google.

Schritt 5: Kein Schritt 5

Es gibt keinen Schritt 5, zugegeben die Schritte 1-4 sind auch nicht ganz ohne Aufwand, aber es hält sich in Grenzen und bleibt übersichtlich.

Das ganze hat mich ingesamt ca. 2 Tage (nicht permanent!) an Zeit gekostet. Da ich die Gmail Adresse ja weiterhin zur Verfügung habe, ist also nichts verloren, wenn doch einmal eine registrierte Anmeldung vergessen wurde und erst noch umgestellt werden muss. Das alles verlief also ziemlich stressfrei, nur ein Anfang musste gemacht werden um einen Überblick zu bekommen. Mittlerweile habe ich seit ca. 6 Monaten keine E-Mail mehr erhalten die an meine alte Gmail Adresse geschickt wurde.

Alternative E-Mail Anbieter

Ich habe mich wie oben bereits geschrieben für Posteo entschieden, es gibt aber sehr viele weitere Anbieter. Die folgenden 3 waren in meiner engeren Auswahl.

Wichtig waren mir folgende Dinge, die jeder der Anbieter erfüllen muss.

  • Standard IMAP Support um nicht in die gleichen Schwierigkeiten wie mit “Googles Pseudo IMAP” zu laufen
  • Keine Werbung, der Dienst soll sich über Gebühren finanzieren und nicht über Werbung, denn dann werden meine Daten & Kommunikation ja verwendet um Werbeeinnahmen zu generieren
  • Durchgängige SSL/HTTPS Unterstützung und der Anbieter soll auch auf neue Technologien zum Thema Sicherheit Wert legen
  • Wenn möglich soll ein Adressbuch (CardDav) zur Verfügung stehen, welches in synchronisieren kann
  • Kalender (CalDav) Unterstützung muss auch sein, ein einfaches “Sharing” reicht mir hier allerdings aus.

Posteo

Wie geschrieben, meine Entscheidung – sehr sympathischer Webauftritt, Postfach für 1€, man kann verschiedene Optionen dazu buchen. Alle oben genannten Anforderungen werden erfüllt. Support-Anfragen wurden innerhalb von Minuten beantwortet.

Nach nun gut 10 Monaten mit Posteo muss ich allerdings auch erwähnen das es mittlerweile schon zu 2 längeren (mehrere Stunden) und ein paar wenigen kurzen Ausfällen des Services gekommen ist. Mich stört das nicht groß, da ich den Service wie gesagt nur privat nutze und somit eine Mail auch mal 1-2h warten kann. Verloren gegangen ist dadurch aber bisher nichts.
Passend dazu findet man unter #posteostatus auf Twitter auch andere Nutzer die das stört:

Ich möchte das einfach der Fairness halber erwähnen, trotzdem bin ich mit Posteo sehr zufrieden.

Mailbox.org

Die Wahl zwischen Posteo und Mailbox.org wurde eigentlich nur dadurch entschieden, dass mir der Webauftritt von Posteo sympathischer war. Eine reine Bauchentscheidung. Auch Mailbox.org bietet alles oben genannte an. Zusätzlich dazu kann man über Aliase auch eine eigene Domain (begrenzte Anzahl pro Account und Tarif) mit einbinden. War mir nicht so wichtig.

Über die Zuverlässigkeit kann ich nichts sagen, das müssen anderen tun, die den Service nutzen. Auch Mailbox.org ist beim Thema Sicherheit immer mit ganz vorn dabei.

Fastmail.fm

Fastmail ist kein deutscher Anbieter, bietet leider (Stand Oktober 2014) noch keine CardDav-Unterstützung. Wenn man eigenen Domains hat ist das sicherlich eine wirkliche Alternative mit Sitz in Australien. Wäre etwas günstiger wie Posteo und Mailbox.org aber da bin ich Patriot und auch der deutsche Datenschutz ist einer der strengsten weltweit. Was mir einfach wichtig war.

Fazit

Mit etwas zeitlichem Aufwand konnte ich meine E-Mails, Kontake und Kalender-Daten zu einem Anbieter umziehen der Wert auf Datenschutz legt und meine Daten nicht für Werbung benutzt um damit Geld zu verdienen. Das Geschäftsmodell von Posteo, Mailbox.org und auch Fastmail.fm besteht darin Dienste anzubieten für Geld und nicht für meine Daten. Das muss einem bewusst sein, kein solcher Dienst kann etwas für umsonst anbieten, wenn er das macht, dann werden meist die persönlichen Daten und Kommunikation für Auswertungen, Anzeigeschaltung usw. benutzt.
Wem das immer noch nicht reicht, der sollte sich mal kurz den Artikel zum Thema Nutzungsbedingungen durchlesen.

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